Grazer Keplerspatzen
Eine Beschreibung der Grazer Keplerspatzen in drei Sätzen könnte wohl so aussehen: Hauptsache ist die Musik. Dann kommt die Gemeinschaft. Und danach erst alles andere. Das Konzept funktioniert und sorgt dafür, dass die Mitglieder des Chores, alles Schüler oder Absolventen des Bundesrealgymnasiums Keplerstraße, einen Gutteil ihrer Freizeit dafür investieren, dabei zu sein: rund vier Stunden in der Woche probt jedes Mitglied, und das vor oder nach der Schule, an Wochenenden und in den Ferien. Freude ist ansteckend, und das Gefühl einer Sache, die über einen selbst hinausgeht, im wörtlichen Sinn seine Stimme zu geben, hebt sich erfrischend vom sonstigen Freizeitstress der Jugendlichen ab.
Ulrich Höhs samt Spatzen
Alles begann im Jahre 1967/68, als Fritz Haselwander, selbst Musikerzieher am BRG Kepler, den Chor als reinen Knabenchor gründete. 1993 übernahm Ulrich Höhs, auch Musikerzieher und früherer Keplerspatz', den Chor und setzte das Werk mit frischem Elan fort. Inzwischen waren auch Mädchen- und Männerstimmen in die Chorgemeinschaft aufgenommen worden, welche das typische Klangbild des Chores prägen. Solcherart ausgerüstet, wagt sich der Chor so ziemlich an alles unerschrocken heran, was die moderne und klassische Chorliteratur an Material bereitstellt. Ob große Messe oder steirisches Weihnachtslied, alles wird seinen Maßstäben getreu sorgfältig einstudiert und vorgetragen.
Dabei muss bedacht werden, dass der Chor selbst ständig im Umbau befindlich ist. Jedes Jahr werden neue Spatzen behutsam in die Chorgemeinschaft eingeführt, während Altgediente aus dem Chor ausscheiden oder aufgrund des Stimmbruches eine Pause einlegen müssen. Seit Bestehen des Chores waren wohl weit über tausend Kinder über eine kürzere oder längere Zeitspanne Mitglieder, und für viele sind die Erinnerungen der Kindheit untrennbar mit dem Chor und seiner Gemeinschaft verbunden. Die gelebte und stetig gepflegte Gemeinschaft ist es auch, was das Erfolgsgeheimnis des Chores ausmacht. Jedes Jahr im Sommer fährt der gesamte Chor für drei Wochen auf Singlager, wobei neben den täglichen Proben natürlich für viel Spiel und Spaß gesorgt wird. Da wärmt man sich am gemeinsamen Lagerfeuer, übernachtet im Heustadl oder lauscht einer schaurigen Gruselgeschichte, wenn man sich nicht sowieso im Wald austobt oder am Fußballplatz seine Stürmerqualitäten unter Beweis stellt. Als Betreuer fungieren langjährige Mitglieder des Chores, Studenten und Berufstätige, welche auch sonstige organisatorische Tätigkeiten für den Chor vollbringen. Das Resultat dieser Bemühungen lässt sich hören: weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, absolvieren die Grazer Keplerspatzen zahlreiche Auftritte im In- und Ausland, lassen sich für die Oper oder zur Umrahmung festlicher Anlässe engagieren, spielen eigene Cd's ein oder schneiden ihre Auftritte live mit. Hier verbinden sich auf wunderbare Weise Professionalität mit Freude, gemeinschaftlicher Zusammenhalt mit individueller Entwicklung und hoher musikalischer Anspruch mit Spaß, alles im Geiste der Musik. Die ist schließlich die Hauptsache. Ulrich Höhs (Curriculum Vitae)
Ulrich Höhs, 1964 in Graz geboren, war als Schüler und Absolvent des Keplergymnasiums selbst Mitglied der Grazer Keplerspatzen. Er studierte in Graz Musikpädagogik und Saxophon, sowie Anglistik & Amerikanistik. Höhs ist als Musikpädagoge am Keplergymnasium tätig und seit 1993 künstlerischer Leiter des seit 1967 bestehenden Chores. Mit seinem Chor brachte er einen Gutteil des Chor-Orchesterrepertoires, wie z.B. Oratorien von Bach, Händel und Mendelssohn zur Aufführung, arbeitete in Projekten mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt und Philippe Jordan zusammen und erhielt Einladungen zur Mitwirkung an Festivals wie der Styriarte. Besonders wichtig ist ihm aber neben der künstlerischen Arbeit das pädagogische und soziale Wirken in der außerordentlich eng gelebten Gemeinschaft seines Chores.